Brüche

Irgendwie scheint das ganze Leben voll davon. Kapitel, die nicht einfach zu Ende gehen und sanft auslaufen, sondern, aus welchen Gründen auch immer, zu einem harten Abbruch oder Schnitt kommen.

Privat und beruflich.

Übrig bleibt gefühlt erst einmal das Ich, allein und auf sich selbst zurück geworfen.
Übrig bleibt dabei auch, wie nun mit diesem Wechsel umgehen? Was ist übrig von mir in dieser Situation? Worauf kann ich mich verlassen, was gibt noch Halt? Und vor allem, was möchte ich noch behalten und was kann ich auch gut in diesem Moment loslassen?

Nicht wenige unserer Klienten bei Guide und Lead berichten uns, dass sie das Gefühl haben, diese krassen Wechsel würden in den letzten Jahren viel häufiger und oft auch viel radikaler geschehen und dass dies immer wieder ein Bewusstsein von ‚Allein im Kampf zu stehen‘ hervorrufen würde.

Die Möglichkeiten, die sich genau in dieser Situation bieten, sind oft erst in einem zweiten Schritt sichtbar. Im ersten Moment schaltet sich oft ein schlichter Überlebensmodus ein. Ein Modus, der auch oft genug mit sich bringt, dass man sich an Dingen festklammert, die man eigentlich schon längst verloren weiß. Und ein Modus, der alles zu hinterfragen scheint, ohne noch etwas übrig zu lassen.

Nicht selten kommt der Druck von außen dazu, doch so schnell wie möglich alles wieder ‚im Griff zu haben‘, zu funktionieren, sich ‚aufzuraffen‘, nicht ‚aufzugeben‘, ‚dran zu bleiben‘, ‚stark zu sein‘. Gerade, als würde man scheitern, wenn dem vielleicht nicht so ist.

Brüche . Entwurzelte Bäume auf einer Insel im Fluss.

Transformation, die nicht nur Veränderung ist, braucht Raum…. und Zeit.

Natürlich ist es viel zu schlicht, einfach zu sagen, dass Brüche eine Möglichkeit zur Veränderung geben, vielleicht auch ein Fingerzeig darauf sind, dass diese Veränderung möglicherweise schon lange ausstand. Denn es gibt ja auch Momente, die es nötig machen, sich dagegen zu wehren und vielleicht über den einen oder anderen Bruch mit gewagtem Sprung noch auf die andere Seite zu kommen.

Gemein ist den Lebensbrüchen aber doch schon, dass sie die Chance geben, Dinge zu hinterfragen und ganz bewusst innezuhalten und zu schauen, ob das, was passiert noch im Einklang mit den eigenen Werten, der eigenen Lebensvision und dem eigenen Lebenssinn steht.

Und natürlich damit verbunden, auch zu schauen, wer denn in diesem Bruch noch wirklich verlässlich an der unserer Seite steht. Nicht, um sich darauf nun unbedingt zu stützen, aber auch um zu wissen, wer wirklich die eigenen Visionen und Werte mitträgt und sich nicht scheut, dafür dann auch in herausfordernden Situationen einzustehen.

So ein Prozess kann dann auch Zeit brauchen und wirklich Raum einnehmend sein.

Und doch sehen wir immer wieder, dass gerade auch die Bezugssysteme, beruflich oder privat, unheimlich davon profitieren, wenn diese Reflektionen ganz bewusst angegangen werden.

Selbstführung und Brüche

Gerade während der jüngsten Krisenzeiten, die an kaum jemanden einfach so vorbeigegangen sind, haben wir gelernt, dass es manchen Menschen scheinbar einfacher fällt, als anderen, mit solchen Herausforderungen umzugehen.

Menschen haben hier ihre Resilienz gezeigt, ihre Agilität und auch, wie wirklich stabil ihr Fundament aus Werten, Vision und Lebenssinn ist. Meist waren es genau die Menschen, die sich nicht erst in der Krisensituation oder dem plötzlichen Bruch eines Lebenskapitels intensiv damit auseinander gesetzt haben, was es wirklich ist, was sie antreibt.

Es sind Menschen, die dies regelmäßig tun. Und ganz bewusst ihre Schritte gehen.

Vision

Ohne eine Vision durchs Leben zu gehen, heißt auch, die eigene Zielsetzung anderen zu überlassen.

Wenn ich in unseren Schulen den Kindern im Alter von etwa 8- 11 Jahren zuhöre, hat fast jedes dieser Kinder eine recht klare Vision von ihrem Leben. Dabei ist es gar nicht wichtig, ob es sich darum handelt, ein Feuerwehrmann oder Youtubestar zu sein, sondern vielmehr um die Fähigkeit, sich eine Idee von sich selbst in Entwicklung zu erträumen. Es ist dabei auch nicht wichtig, ob das realistisch ist oder angemessen. Denn was ist heute schon realistisch oder unrealistisch?

Diese simple Art Visionen zu haben verlieren Kinder leider recht schnell oder sie wird ihnen verloren. Übrig bleibt oft das Lächeln darüber, was man früher für Träume hatte. Und auch ein wenig ein Bedauern, wie weit man sich vielleicht von diesen Träumen entfernt hat.

Erwachsene jedoch, die Visionen haben und sich ihrer bewusst sind, haben eine ganz andere Selbstwirksamkeit. Sie haben ein höheres Ziel, etwas, auf dass sie sich ausrichten, einen Nordstern. Sie können agieren und müssen nicht jedes Mal nur reagieren. Sie sind agiler und wesentlich resilienter in einer Situation von Brüchen.

Was jedoch macht eine solch tragfähige Vision aus?

Eine Vision verstehen wir hier als das ‚Wie‘, also die tatsächliche strategische Umsetzung des Lebenssinns. Da wo der Lebenssinn das Warum beantwortet, stellt die Vision eine Richtung für das Wie auf.

Dabei sind besonders folgende Selbstreflektionen spannend:

Ich weiß,

  • welches meine grundlegenden Wertvorstellungen und Ansprüche an mich und andere sind,
  • was ich erreichen möchte,
  • wen ich berühren möchte,
  • wo ich einen Impact haben möchte,
  • was meine Stärken sind,
  • wo ich noch etwas lernen möchte,
  • was mich berührt,
  • was mich triggert,
  • mit wem und in welchem Umfeld ich mich am wohlsten fühle.

Je klarer die Vision ist, desto einfacher und agiler lässt es sich in Krisensituationen oder Zeiten von Brüchen damit umgehen, weil die Richtung bestehen bleibt und man sich im Hinblick auf Möglichkeiten immer wieder mit dieser Vision abgleichen kann, ob die anstehenden Entscheidungen im Einklang mit der Vision, dem Lebenssinn und den eigenen Werten stehen.

Eine Küstenstraße mit vielen Spalten und Brüchen auf dem Weg

Bewusst in den Schmerz der Brüche gehen

Alle Brüche tun auf die eine oder andere Weise weh, egal ob wir das zugeben, uns verletzlich authentisch darüber öffnen oder nicht. Es tut weh, weil es dazu zwingt, Dinge oder Menschen loszulassen und weil auch die Auseinandersetzung mit sich selbst schlicht schmerzhaft ist.

Ein daraus resultierender Schutzreflex oder Fluchtinstinkt ist also ganz normal. Auch für die Umgebung ist es scheinbar so viel leichter zu ertragen, wenn man sich möglichst schnell daraus bewegt und auch dabei helfen lässt.

So werden Schmerzen schnell betäubt und Brüche, auch wenn sie mit tiefer Verletzung einhergehen recht schnell zugedeckt. Ein Heile- Welt- Schauspiel, das oft genug funktioniert.

Und doch erlaubt das Innehalten und bewusste Wahrnehmen des Schmerzes auch tiefgehende Heilung, wirkliches Lernen und persönliches Wachsen.

Eine gute emotional Sprachfähigkeit zu haben, hilft dabei dieses Wachsen zu unterstützen.

  • Welche Gefühle bewegen mich gerade?
  • Welche meiner Bedürfnisse sind gerade nicht beantwortet worden?
  • Welche Gedanken habe ich den Umständen oder anderen gegenüber?
  • Welche meiner Narrative sind in der Situation getriggert worden und warum?

Diese Fragen zu beantworten, hilft tatsächlich auch im Rückblick auf eine schon aufgelöste Krisensituation. Dabei geht es nicht darum, sich selbst zu bewerten, für ‚falsches‘ Fühlen, sondern vielmehr um die tatsächliche WAHRnehmung. Eine Wahrnehmung, die erlaubt, Narrative und Gefühlszuschreibungen ganz bewusst zu ändern und sich ihnen gegenüber nicht ausgeliefert zu fühlen. Und auch -mit ein wenig Abstand- manchem ganz bewusst weniger Bedeutung zuzuschreiben.

Letztlich ist das, was für unser Empfinden ein Bruch war, von anderen oft genug gar nicht als solcher empfunden worden. Diesen Perspektivwechsel zu bewerkstelligen, hilft oft genug, positiv daraus zu lernen und zu wachsen.

Nicht allein in Brüchen

Guide and Lead bietet neben der Begleitung durch die verschiedenen Brüche des Lebens auch durch ein intensives Coachingprogramm Möglichkeiten, sich selbst die Resilienz zu erarbeiten, die Agilität in Krisensituation ermöglicht.

Wir unterstützen dabei, genau hinzuschauen, welche Narrative aktiv sind, welche Trigger auf welche Weise wirken und wie eine Vision basierend auf Werten und Lebenssinn wirklich aussehen kann.

Lasst uns gern wissen, welche Strategien bei Brüchen für Euch funktioniert haben und wo Ihr Euch in Bezug auf Eure Selbstführung in diesen Situationen in der Nachreflektion sehen würdet?

Abendhimmel mit Vögeln, nicht allein in den Brüchen

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