Wieder einer dieser Tage.

Gerade habe ich meine Mail gelesen und meinen LinkedIn feed geoeffnet und siehe da, wieder endlos viele dieser Artikel , die in huebschen Listen daher kommen und einem erklaeren sollen, welche “Rituale einen wahren ‘Leader’ ausmachen”, oder genau welche acht Dinge ich unbedingt noch vor acht Uhr morgens tun muss, um auch ja erfolgreich zu sein. Na, wir wollen auch nicht den Post vergessen, der in feschen kleinen Punkten zusammenfasste, welche zwanzig Dinge noch essentiell sind , um, was auch immer zu sein…! Ehrlich jetzt?

Alle Artikel sind nach dem gleichen Muster gestrickt: Eine reisserische Einleitung und danach eine Lise mit so und so vielen Aufzaehlungspunkten, die man 1, 2 und 3 befolgen muss, um nachher reich, wichtig und vorallem eine richtig erfolgreiche Fuehrungsfigur abzugeben.

 

 

  • gluecklich ohne liste
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Also wenn ich das hier richtig verstehe, dann haben eine ganze Mannschaften von selbst ernannten Gurus das ultimative Rezept fuer erfolgreiches Fuehren in niedliche Punkte runtergebrochen und nun – dankenswerter Weise- der grossen Masse zur Verfuegung gestellt. Wow. Das ist wirklich toll. Genaugenommen faszinierend. Und grossartig sowieso.

Nur, ich frage mich, wenn nun jemand diese Liste befolgt, wird er dann nicht automatisch zu einem ‘Nachfolgenden”? Und war das nicht gerade immer genau das Gegenteil einer Fuehrungsfigur? War nicht eine Fuehrungsperson gerade dadurch ausgezeichnet, zu wissen wo es lang geht, EIGENE Wege zu gehen. Ist Fuehrungsstaerke nicht gerade dadurch gekennzeichnet, eigenen Herangehensweisen und eigene Rezepte zu entwickeln?

Nein, ich meine damit nicht, dass diese schicken Listen nicht funktionieren. Und ich will auch nicht sagen, dass sie den Personen, die sie verfassten, nicht geholfen haetten. Aber ich glaube dennoch, dass es klar sein muss, dass, was dem einen hilft, nicht unbedingt auch fuer den anderen richtig ist. Ob es sinnvoll ist, solche Listen zu erstellen, bleibt jedem selbst ueberlassen. Aber welche Punkte auf der Liste stehen, muss individuell verschieden sein. Es muss den Schreiber der Liste darstellen. Mit seinen ganz eigenen Beduerfnissen.

Natuerlich ist es gut moeglich, dass es manchem hilft, morgens 10 km zu laufen, nachher kalt zu duschen und nur doppelten Espresso zu trinken und das alles noch vor acht Uhr morgens. Aber bei anderen darf es aber anders sein. Vielleicht beginnt jemand  seinen Tag gern ruhig und gelassen, mit ner Tasse Tee im Garten oder einer Konversation mit seinen Kindern auf dem Weg zur Schule. Warum nicht? Ok, es klingt weniger beeindruckend als die Variante von der Liste, aber wenn dies die Krafteinheiten sind, um sich fuer den Tag zu wappnen, warum nicht?

Fuehrungssterke im Sinne von wahrer Staerke kommt von innen. Sie ist verbunden mit dem wahrhaftigen Selbst dieser Person. Dieses Selbst nicht nur zu verstehen, sondern auch zu schaetzen ist der Startpunkt jeglicher Fuehrung – die SELBSTfuehrung.  Sich selbst zu reflektieren und sich bewusst zu machen, von wo die eigene Kraft und Energie bezogen werden kann, -egal was auch immer das sei-, stellt sicher, dass man langfristig und befriedigend ueber diese Ressourcen verfuegt.

Die beste Liste nutzt nichts, wenn man sich dazu zwingen muss. Wenn man nicht dabei bleiben kann und nach einer Weile anfaengt zu schummeln und sich damit selbst betruegt.

Auch in diesen „selfie“- Zeiten, wenn viele damit herum protzen, was sie alle tun, um jung, schoen und erfolgreich zu sein, sind es doch immernoch die bescheidenen Fuehrungsfiguren, die am Ende im Gedaechtnis bleiben. Weil sie die Arbeit erledigt haben, waehrend die anderen noch damit beschaeftigt waren, in ihren – vom Netz heruntergeladenen – Listen nachzulesen, was zu tun ist und wie zu beFOLGEN ist, was da geschrieben steht.

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