Das Bewusstsein der eigenen Geschichte für erfolgreiche Selbstführung
“Ein Zeichen für eine gute Führungskraft ist nicht, wie viele Anhänger man hat, sondern wie viele Führungskräfte man hervorbringt.“ Mahatma Gandhi
Guide and Lead arbeitet nach dem Motto „Führung durch Selbstführung“. Doch was genau heißt das eigentlich, was ist Selbstführung und wie verstehen wir es hier?
Um es vorweg zu nehmen, nein, es geht nicht um ein Konzept, dass den eigenen Bauchnabel zum Mittelpunkt des Universums erklärt und sicherstellen will, dass man sich zuerst um sich kümmern muss. Im Gegenteil.
In diesem und folgenden Posts möchte ich mich dem Thema ein wenig intensiver nähern, weil es schlicht der Kern unserer Arbeit, unserer Überzeugung und unseres Weltverständnisses ist und weil es das ist, was wir auch den Teilnehmern unserer Trainings, Coachings und der Beratungen im Bildungssektor und der Unternehmenswelt anbieten.
Selbstführung
Wie der Begriff schon sagt, beginnt Selbstführung also offensichtlich beim eigenen Selbst oder besser, dem eigenen Verständnis vom Selbst und der Fähigkeit mit sich selbst so im Einklang zu sein, dass Raum bleibt, anderen wahrhaftig und authentisch zu begegnen.
Es geht hier im Kern also darum, das Bewusstsein zu erlangen, wer man selbst ist, um darüber in die Auseinandersetzung mit anderen zu gelangen. Um diese Verbindung zum anderen zu ermöglichen, muss man beginnen, in einer Selbstreflektion sich der eigenen Antriebe bewusst zu werden. Hier geht es jedoch nicht um eine Wertung derer, sondern vielmehr darum, deutlich zu wissen, welchen unterschiedlichen Antrieben man unterliegt.
Der Anfang bewusster Selbstführung ist also die eigene Bewusstwerdung.
Die eigene Geschichte als Anfangspunkt selbstbewusster Selbstführung
Es steht am Anfang nicht nur im Mittelpunkt, zu schauen, wo man herkommt und was man erlebt hat, sondern vielmehr, zu erkennen, welche dieser Erlebnisse und Erinnerungen bleibenden Einfluss auf uns haben.
Wir können aus diesem Verständnis lernen, vorauszusagen, welche Reaktionen wir möglicherweise in verschiedenen Situationen haben werden. Manche Situationen und Reaktionen können so vermieden, gezielt hervorgerufen oder aber mit der entstandenen Bewusstmachung anders bewertet werden.
Aus der Betrachtung unserer eigenen Geschichte heraus, können wir auch unser eigenes Wertesystem hinterfragen. Viele der Werte, die wir als selbstverständlich hinnehmen, haben wir in frühester Kindheit erlernt und sie sind in vielerlei Hinsicht zu einem Gerüst unseres Selbstverständnisses geworden, dass uns Sicherheit und Orientierung bietet. Gerade in schwierigen Situationen und unter Druck wirken diese früh gelernten Werte oft unbewusst als Entscheidungsgrundlage – allein das ist Grund genug zu hinterfragen, inwieweit diese tatsächlich noch dem entsprechen, was wir gerade im Hier und Jetzt davon noch als richtig und wahr für uns empfinden.
Einschneidende Erlebnisse und unsere Erzählperspektive
Wenn wir hierbei von Geschichte sprechen, geht es nicht nur um die tatsächlichen Erlebnisse, sondern auch darum, wie wir sie in unserer Erinnerung rückblickend wahrnehmen. Es ist uns oft nicht bewusst, dass es zwischen beidem hier häufig einen Unterschied gibt. Diese Narrative, die wir haben, entweder aus dem Erleben selbst und der eigenen Perspektive darauf oder aber auch durch das, was wir von anderen als Erzählung übernommen haben, wirken oft in unser hier und jetzt nach.
Es ist ein wertvoller Erkenntnisgewinn genau hinzuschauen und auch in sich hineinzuhören, welche dieser Erzählperspektiven tatsächlich noch nachwirken und ob man hier durch die Änderung der Perspektive das eigene Leben nicht positiv beeinflussen könnte.
Hier geht es nicht nur um negative Erinnerungen, sondern auch um positive. Beispielsweise:
- Was sind die Erzählweisen und Perspektiven, die mir in der Vergangenheit geholfen haben, mich zu motivieren, Energien zu bündeln oder über Dinge hinwegzukommen?
- Wie kann ich dies möglicherweise wiederholen und für mich beibehalten?
Lernerfahrungen als Teil unserer Geschichte
Als Selbstführende geht es nicht nur um die Geschichte, die wir erlebt haben, sondern auch darum, was wir in den verschiedenen Phasen unseres Lebens ge- und erlernt haben und natürlich auch um das Lernen selbst.
Sich bewusst zu werden, welchen Einfluss bestimmte Lernerfahrungen auf die eigene Entwicklung hatten, ist dabei eine wichtige Gelegenheit zur Selbstreflektion. Genauso wichtig ist es aber auch zu schauen, welche Quellen und welche Umstände uns die größten Lernerfahrungen und Anstöße gegeben haben.
Diese Bewusstmachung hilft uns ungemein, Lernerfahrungen bewusster zu steuern und sicherzustellen, dass das persönliche Wachstum auch unter den Bedingungen von erhöhtem Druck oder vermeintlich weniger Zeit immer noch möglich ist.
Lebenslanges Lernen und fortschreitender Verständnisgewinn sind entscheidende Charaktereigenschaften für Selbstführende und diese Erfahrungen zu steuern hilft, komplexe Zusammenhänge, menschliche Herausforderungen und strategischen Entscheidungen auf einer bewussten Grundlage angehen zu können.
Bewusste und unbewusste Auslöser und Stimuli – Reisende aus der Geschichte in unser Hier und Jetzt
Ein Teil der Bewusstmachung unserer eigenen Geschichte ist es, darüber zu reflektieren, welches unsere Stimuli sind, auf die wir oft reflexartig reagieren. Hier kommt es nicht selten zu Überraschungen, wenn man sich vergangene Ereignisse noch einmal vor Augen führt.
Manchmal sind es einzelne Worte oder Ausdrücke, die unbewusste Auslöser sein können, bestimmte visuelle Reize oder andere sensorische Stimuli. Diese können oft mit Erfahrungen zu tun haben oder mit starken positiven oder herausfordernden Erlebnissen in der Vergangenheit. Hier genau hinzuschauen lohnt sich, denn die Bewusstmachung der Stimuli allein führt oft schon dazu diese in der Wirkung abzuschwächen oder aber diesen bewusst aus dem Weg gehen zu können.
Spannend wird es dann, wenn man diese Trigger nutzt, um sie positiv anzuwenden.
- Welche Stimuli kann ich ganz bewusst für mich setzen, um bestimmte Verhaltensweisen bei mir selbst herbeizuführen?
- Wie kann ich meine Umgebung gestalten, um mir selbst positive Impulse zu geben und mich dadurch im Erreichen meiner Ziele zu unterstützen?
“Eine Führungspersönlichkeit ist nutzlos, wenn sie gegen die Eingebungen ihres eigenen Bewusstseins handelt.”
Mahatma Gandhi
Sinn und Zielvorstellungen, die aus der Geschichte erwachsen
Nachdem wir uns unsere eigenen Erfahrungen und ihre Auswirkungen auf unser Handeln und das Verständnis unseres Selbst bewusst gemacht haben, möchte ich mich im nächsten Post dieser Serie damit auseinandersetzen, inwieweit unsere Antriebe und Ziele uns eine Richtschnur geben können, um uns weiterzuentwickeln und zielgerichtet unser Leben darauf auszurichten, sinnhaft und wertvoll für die Gemeinschaft zu leben.
Ich möchte Sie einladen an dieser Selbstführungsreise auch aktiv teilzunehmen und sich in den Kommentaren mit Ihren eigenen Erfahrungen und Gedanken einzubringen.
Falls Sie interessiert sind, ganz individuell an der Selbstreflektion Ihrer Geschichte und den Grundlagen der Selbstführung zu arbeiten, melden Sie sich gern bei uns für mehr Informationen über unser Coachingprogramm. Hier können Sie dazu auch schon ein paar erste Informationen erhalten.
Danke. Endlich kein Coronapost wie sonst überall! Als ob das Leben plötzlich ein anderes Zentrum bekommen hätte. Dabei geht doch gerade jetzt die Auseinandersetzung mit dem Selbst erst richtig in die Tiefe, nachdem man soviel mehr Zeit mit sich selbst verbracht hat.
Vermutlich sind die hier gestellten Fragen trotzdem zu anstrengend für viele.
Ich bin jedenfalls froh über dies Schubser in die Richtung von Dingen, mit denen ich ich eigentlich gar nicht so gern beschäftigen mag.
Liebe Sophia, vielen Dank für Dein Feedback. Ja, ich glaube auch das ist Teil davon, sich selbst zu führen, dass man sich auch den unagenehmen Herausforderungen stellt. Gerade durch die Überwindung dieser, entwickelt man sich am Ende doch schneller und tiefgreifender in Richtung auf die Erfüllung des eigenen Lebensinns. Ich wünsche Dir Mut und Erfolg.