Loslassen

Abschiede sind eine ganz eigenwillige Angelegenheit.

Es liegt immer sowohl Schmerz als auch Neubeginn darin. In meiner Arbeit gehe ich von Projekt zu Projekt, von Team zu Team, von Klient zu Klient, von Land zu Land. Immer wieder Loslassen. Abschied nehmen. Auch Trauer, gefolgt von Vermissen.

Und dann aber auch Vorfreude auf Neues: ein neuer Ort, andere Menschen, neue Herausforderungen.

Gerade jetzt bin ich wieder in so einer Phase.

Und reflektiere.

Über all das, was passiert ist, die kleinen und großen Erlebnisse. Die wunderbaren Menschen, die zu treffen so bereichernd für mein Leben ist. Die Veränderungen, die wir gemeinsam durchgemacht haben, aber auch jeder Einzelne, auch ich selbst.

Über all das, was ich gelernt habe.

Das Thema, das im letzten Projekt immer wieder zutage trat, war Mut.

Mut, etwas Neues auszuprobieren. Mut, sich auf etwas einzulassen. Mut, Nähe zuzulassen. Mut, Verletzlichkeit zu ermöglichen. Mut, Fehler einzugestehen. Auch ganz besonders meine eigenen.

Das zweite große Thema war Vertrauen. Auch hier wieder auf so vielen verschiedenen Ebenen. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Vertrauen in den Transformationsprozess. Vertrauen in das Team. Vertrauen in Konzepte. Vertrauen in die Fähigkeiten der anderen. Vertrauen in das, was andere mitbringen – Teammitglieder oder auch die Klienten (in diesem Fall Lernende und ihre Eltern).

Mut und Vertrauen sind immer wieder die großen Zutaten in jeder Transformation. Die Basis.

Und wo diese schwächeln, funktioniert auch alles andere nicht.

Als Coach ist es meine Hauptaufgaben ein Umfeld zu ermöglichen, wo genau beides aufeinandertreffen kann und sich positiv befruchtet. Doch immer wieder beobachte ich, dass beide auch noch eine andere Dimension im Transformationsprozess haben, eine eigene Dynamik, wenn man so will.

Es ist immer wieder spannend, wie gerade diese beiden Komponenten oft gerade dann, wenn die Transformation Fahrt aufnimmt, von denjenigen in der Organisation am meisten torpediert werden, die sich am meisten aus ihrer Komfortzone heraus gedrängt fühlen.

Es sind immer wieder diejenigen, die Schwierigkeiten haben, loszulassen, zuzulassen und Offenheit dem Prozess gegenüber zu leben, weil es in ihnen selbst Ängste triggert, die dann in Konfrontation auf der Ebene von Vertrauen und Mut gehen. Die also als erstes versuchen, Vertrauen zu schwächen und zu hinterfragen und die meist zeitgleich den Erfolg neuer Wege oft lautstark oder aber auch von hinten durch die Brust in Frage stellen und so ganze Dynamiken in einem Team verändern können.

Mut und Vertrauen.

Und dann denke ich wieder, wie wunderbar es ist, wenn man sich in sich selbst so sicher ist, dass man die Offenheit, Zuversicht und Stärke in sich hat, sich auf Transformation einzulassen.

Selbstführung. Gelebt.

 

Eine Meinung zu “Loslassen und die Kraft von Vertrauen und Mut

  1. Liliana says:

    Mut zu Vertrauen ist wohl auch außerhalb von Arbeitsprozessen essentiell. Und doch habe ich den Eindruck, dass beides Mut und Vertrauen nachlassen in der Gesellschaft. Oder ist es vielleicht eine Altersfrage?

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