Reflektionen am Scheideweg
Die Menschen, die zu uns ins Coaching kommen, stehen oft an einem Scheideweg in ihrem Leben. Ein Punkt im Leben, an dem man innehält, nachdenkt und sich genau überlegt, wohin die Reise gehen soll und auch, was und wen man mitnehmen möchte.
Die wichtigste Frage aber ist: Was möchte ich von mir selbst mitnehmen? Wer will ich im nächsten Lebensabschnitt sein und wer nicht?
Es sind diese Punkte im Leben, die dazu einladen, genau hinzuschauen, was uns bis zu diesem Punkt getragen hat. Wir können uns fragen:
- Welche Verhaltensmuster haben wir immer wieder benutzt?
- Woher kommen diese Muster?
- Gibt es Momente oder Umstände, die genau diese Muster auslösen?
- Gab es Momente, in denen wir automatisch reagiert haben und uns im Nachhinein gefragt haben, warum wir so reagiert haben?
- Gab es Momente, in denen uns starke Erinnerungen an unsere Kindheit oder an Personen von damals in den Sinn kamen?
Eine Wegscheide ist ein Ort und ein Moment, der nicht dazu auffordert, sofort die Richtung zu bestimmen und einfach weiterzulaufen, sondern der dazu auffordert, einen Moment innezuhalten und die Optionen wirken zu lassen.
Scheidewege – Welcher Weg erscheint am einladendsten?
Der, der dem bisherigen am ähnlichsten ist? Oder der, der besonders leicht zu gehen verspricht? Oder der, der die größte Anerkennung verspricht? Die schönsten Aussichten?
Sich hier die Zeit zu nehmen und genau hinzuschauen, was uns nicht nur direkt antreibt, sondern vor allem auch, was uns indirekt antreibt, welche Weltbilder, Lebensentwürfe, Annahmen über die Welt.
Nicht alles, was uns Stabilität gegeben hat, ist heute noch wirklich relevant, vieles ist einfach zur Gewohnheit geworden, zu Mustern, denen man folgt, ohne wirklich darüber nachzudenken – etwas, wofür im normalen Leben ohnehin kaum Zeit zu sein scheint.
Und doch sind wir an diesem Scheideweg angelangt. Dabei ist es gar nicht so wichtig, ob wir bewusst dorthin gekommen sind oder durch scheinbar äußere Ereignisse. Wichtig ist, es zu akzeptieren und sich darauf einzulassen.
Manchmal fällt unseren Klienten diese Selbstreflexion leicht, sie haben sich sozusagen schon darauf vorbereitet. Anderen fällt es schwer. Sich selbst zu reflektieren, auch in der Tiefe, konfrontiert sie mit Ängsten und Unsicherheiten und manchmal auch mit einem erschreckenden Gefühl der Leere. Leere, die oft dann entsteht, wenn man im Rückblick das Gefühl hat, eigentlich alles nur gemacht zu haben, das Leben nur gelebt zu haben, als Reaktion auf Umstände, Erwartungen und Druck. Leere, die mit der Unsicherheit der eigenen Existenz verbunden ist, in der man sich wie eine Marionette fühlt, die zum ersten Mal die Fäden wahrnimmt, an denen sie hängt.
Da hilft es oft, sich in einen Zustand absoluter Freiheit zu versetzen. Dieser Zustand steht jedem offen, jeder hat Zugang dazu.
Dieser Zustand absoluter Freiheit wohnt in jedem Selbst. Mit dem, was wir uns vorstellen können, ist alles möglich. Man kann sich die Welt so vorstellen, wie man sie sich wünscht.
Man kann sich ein visionäres Bild machen, das man sich bis ins kleinste Detail ausmalen kann. Ein Bild, auf das man von der Wegscheide aus zugehen kann, ganz bewusst, aber auch tief im Unterbewusstsein verankert.
Warum setzen wir uns nicht an die Kreuzung und beginnen zu träumen?
Wie stelle ich mir meine Beziehungen von nun an vor? Mit meinem Partner? Mit meinen Kindern und Eltern? Mit meinen Freunden, Arbeitskollegen und Kunden? Wie genau werde ich mich fühlen, wenn ich Zeit mit Menschen verbringe, wie werde ich im Umgang mit ihnen wirken? Wie echt und authentisch werde ich sein? Wie wird meine Ausstrahlung sein?
Wie werde ich aussehen und mich fühlen? Wie steht es um meine Gesundheit? Wie fit, sportlich, beweglich und ausdauernd werde ich sein?
Wie und wo werde ich leben? In einem Haus, einem Wohnwagen, einem Zelt, einer Wohnung und wie wird es dort aussehen?
Je genauer wir uns sich diese Dinge vorstellen, desto stärker wirken sie auf unser Unterbewusstsein, desto mehr werden sie Teil einer Zukunft, die noch nicht gelebt wird, aber möglich ist.
Werde ich noch arbeiten und wenn ja, wo, woran und mit wem? Will ich etwas bewirken, etwas hinterlassen, etwas verändern und verbessern? Oder kann ich mir vorstellen, ein ganz anderes Leben zu führen, ohne Arbeit, und wenn ja, wie würde mein Tagesablauf aussehen? Was würde ich tun und wie würde ich mich dabei fühlen? Was bringt mir Erfüllung, Wertschätzung und was ist mir sonst noch wichtig?
Wie werde ich meine Spiritualität leben? Werde ich beten, meditieren, mich bewusst mit der Natur auseinander setzen? Wo werde ich Inspiration finden? Gehe ich in Museen, Galerien, Musikveranstaltungen, Konzerte, Kirchen, Moscheen, Tempel oder Synagogen, lese oder besuche ich Lesungen, Vorträge oder Bildungsreisen?
Der Weg, der vor uns liegt, ist ebenso vielfältig wie der Weg, der hinter uns liegt.
Die Möglichkeiten zu visualisieren bedeutet auch, die Möglichkeiten zu eröffnen.
Bewusste Visionsarbeit erleichtert die Auseinandersetzung mit dem, was man anstrebt, mit den Möglichkeiten und den richtigen Begleitern.
Diese Vision kann und wird bei späteren großen und kleinen Entscheidungen immer wieder mitschwingen und wir können uns bewusst und unbewusst immer wieder neu einordnen.
Die Scheidewege liegen noch vor uns, aber wir können uns jetzt viel bewusster entscheiden, welchen Weg wir gehen wollen und uns auch bewusst gegen einen bestimmten Weg entscheiden.
Und dann zählt wieder jeder einzelne Schritt, jedes bewusste Ja zu dem, was wir wirklich wollen..