Wie schaffen wir mehr emotionale Verbindungen trotz der Phase sozialer Distanz?

Lehrer in China, Hongkong und Singapur verwenden nun seit über einem Monat digitale Medien, um mit ihren Schülern in Verbindung zu bleiben. Ihre Kollegen in Italien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien und den USA wurden aufgefordert, ihren Unterricht und ihren Lehrplan innerhalb weniger Tage anzupassen, um sich auf das ” Fernlernen ” vorzubereiten. Pädagogen in den Vereinigten Arabischen Emiraten haben nun auch ihre e-Learning-Reise begonnen, auf der sie sich mit Lehrern aus der ganzen Welt zusammenschließen.

Verbindung #inthistogether

covid distance learning connection

Dies sind beunruhigende Zeiten einer wichtigen (aber stark belastenden) sozialen Distanzierung. Aber für engagierte Lehrer bleibt eine der größten Sorgen, wie sie aus der Ferne ein qualitativ hochwertiges Lernen für ihre Schüler aufrechterhalten können.

Da wir Teil eines wunderbaren Netzwerks von engagierten Pädagogen auf der ganzen Welt sind, können wir aus den Erfahrungen anderer lernen. Zum Beispiel aus diesem Artikel aus Edutopia und diesem von International Educators.

Eines unserer wichtigsten Ziele für uns (Ulrike und Tim) ist es, Pädagogen in einer emotionalen Alphabetisierung und beim Aufbau einer starken emotionalen Verbindung mit anderen in unseren Klassenzimmern, Büros und Besprechungsräumen, zu unterstützen. Da die Möglichkeiten der persönlichen Interaktion nun dramatisch eingeschränkt sind, ist es wichtig, dass wir nach anderen Wegen suchen, um diese so dringend nötige Verbindung zu unseren Schülern und Kollegen aufzubauen und zu pflegen.

Beziehung als mehr als ein Fachlehrer

Es ist heute mehr denn je wichtig, sich daran zu erinnern, dass wir nicht nur Englisch- oder Mathematiklehrer sind, sondern dass wir weiterhin die Ganzheit der Menschen auf Ihrem Bildschirm bilden und ja, auch erziehen. Darin liegt eine große Verantwortung, besonders jetzt, wo die sozialen Verbindungen der Lernenden und somit ihre sozialen Lernerfahrungen so stark eingeschränkt sind.

Wir wissen, dass technische Geräte und Interaktionen am Bildschirm viele der Kommunikationskanäle, die man normalerweise in einem Klassenzimmer hat, wegnehmen. Da wir nur einen Teil der Schülerinnen und Schüler sehen oder hören können (ihr Gesicht, ihre Stimme, ihre Umgebung), ist es notwendig, unsere anderen Sinne und die Art und Weise, wie wir uns ausdrücken, viel stärker zu betonen, um die gewünschte Verbindung auch über die Entfernung hinweg, herzustellen und aufrechtzuerhalten.

Hier sind 5 Dinge, über die wir bewusst werden könnten, wenn wir mit unseren Schülerinnen und Schülern in Verbindung treten:

  1. Wenn wir auf die Schülerinnen und Schüler zugehen, sollten wir uns bewusst auf Dinge beziehen, die wir über sie persönlich wissen, wie z.B: “Jonas, ich erinnere mich, dass Du diesen süßen Hund zu Hause hast, wärst Du bereit, uns zu sagen, was Du Deinem Hund fütterst, damit wir daraus über Hunde im Allgemeinen lernen können?”
  2. Erzählen wir etwas über uns selbst, versuchen wir zu zeigen, wie wir selbst mit der Situation umgehen, und lassen wir es nicht so klingen, als würden wir predigen, sondern erzählen wir lieber von den Freuden und einigen einfachen Herausforderungen, die auch wir bewältigen mussten.
  3. Verwenden wir eine informellere Sprache, um authentischer zu klingen, z.B. durch Humor oder aufmunternde Gespräche in der Gruppe.
  4. Senden wir kleine persönliche Mitteilungen an einzelne Schülerinnen und Schüler, die vermutlich am meisten zu kämpfen haben, lassen wir sie buchstäblich sehen, dass wir an sie denken und dass wir für sie da sind.
  5. Stellen wir den Kindern auch Aufgaben, bei denen sie ihre Gefühle ausdrücken können und sich mit anderen Schülern darüber austauschen müssen. Es ist sehr wichtig für die Kinder zu sehen, dass wirklich jeder einzelne auch in dieser Situation ist und dass das, was sie erleben, mit großer Wahrscheinlichkeit auch bei anderen der Fall sein wird. Stellen wir unsere Antennen so ein, dass sie sehr fein abgestimmt sind, um zwischen den Zeilen zu lesen – dies könnte vielleicht in Gesichtsausdrücken oder im Tonfall/der Modulation der Stimme der Fall sein. Wenn wir dann also bei unseren Schülern das Bedürfnis verspüren, sich mit uns noch einmal auf einer individuellen Ebene zu verbinden, können wir dies dann später 1-zu-1 tun.

Wir sind für Sie da, nutzen Sie diese Möglichkeit und teilen Sie Ihre Erfahrungen

Da wir nicht wissen, wie lange diese Situation andauern wird, ist es wichtig, dass wir ein Bedürfnis nach Verbindung bei den Schülerinnen und Schülern wecken und dieses Bedürfnis langfristig aufrechterhalten. Dies kann nur geschehen, wenn die Schülerinnen und Schüler diese Erfahrung gern nutzen – denn sie haben zahlreiche viel einfachere Möglichkeiten, sich zu verbergen oder den Kontakt zu unterbrechen. Viele der Schülerinnen und Schüler werden diese Reise nur allein wegen uns persönlich fortsetzen. Selbst wenn man dabei kein Naturtalent ist, sollten wir versuchen, sie bewusst den Mensch hinter dem Lehrer erleben zu lassen.

Wir wünschen Ihnen alles Gute auf Ihrer Reise. Wir sind hier, um Sie zu unterstützen, und wir würden uns freuen, wenn Sie Ihre Erfahrungen (Erfolge und Herausforderungen) in den Kommentaren mitteilen würden, damit andere inspiriert werden und daraus lernen können.

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